Ausstellung 2018
Was Matthias Böhm fühlt, vertont er. Was ihn bewegt, fasst er in Worte. Und was er singt, setzt er in Farbe um. So bietet die aktuelle Ausstellung im Schmidt-Haus was für Auge und Ohr.
Nabburg.(aub) "Matthias Böhm ist wieder ‚Back on stage‘ im Schmidt-Haus", verkündete Christa Haubelt-Schlosser in ihrer Laudatio. Im Unterschied zu 1990, als er zusammen mit Wolfgang Barthel auftrat, bespielt er aber nun die Räume "nicht vordergründig mit Musik, sondern seiner Malerei, die jedoch ohne die erstere nicht existent wäre". Die Basis dazu schuf er schon sehr früh. In beiden "Künsten" hatte der ehemalige Regensburger Domspatz bereits am Anton-Bruckner-Gymnasium in Straubing sein Abitur abgelegt, um dann Musikdidaktik und Lehramt für Hauptschulen zu studieren. Nebenbei begann seine Karriere als
Die Presse:
Liedermacher, Instrumentalist, Komponist und Studiomusiker. Solo oder in diversen Formationen summierten sich seit 1973 zahlreiche Bühnenauftritte, ab 1982 siebzehn LP- oder CD-Produktionen, mediale Präsenz - darunter die Begleitung der BR2-Sendung "Bildopoly" - und 10 Jahre lang die Leitung der Musikwerkstatt der Mittelschule Nabburg. Als plötzlich die Gesundheit nicht mehr "mitspielte", reaktiviert er seine alternative Kreativität: "Das Ende der Musik ist der Anfang der Malerei. Vielmehr rundet sie das ab, was ich vorher gemacht habe - waren es bisher Töne zum Hören, so sind sie eben jetzt zu Sehen". Nicht mehr nebenbei, sondern bewusst entstehen nun als Ausdruck harmonischer oder dissonanter Emotionen erste im- und expressionistische Illustrationen seiner Musik. Schnell zeigen sich interessante Parallelen: Das Experiment gleicht als spannendes künstlerisches Pendant der musikalischen Improvisation, Rhythmus ist hier wie da ebenso wichtig wie Akzentuierung und Atempausen oder Freiräume stellen sich als Lebenselixier aller Künstler heraus. Matthias Böhm hat das große Talent, zwischen zwei Welten zu balancieren: Als erster Ausstellender stimmte er die Vernissage-Gäste persönlich mit handwerklicher Professionalität in einer Live-Performance an der Gitarre und mit Gesang auf seine präsentierte Bilderwelt ein. In gewisser Weise erlebten die Besucher Böhms eigene, akustische Version eines Gesamtkunstwerks, eine Idee, die, wenn auch eher raumbezogen, einst schon Karl Schmidt-Wolfratshausen vorschwebte.
Die Ausstellung "music meets art" hat noch bis 8. April immer sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Es stehen für den Hörgenuss zwei Audioguides zur Verfügung." DER NEUE TAG 26.02.2018
„Wie ein Feuerwerk aus dem Vulkan repräsentiert als Titelbild die aktuelle Sonderausstellung music meets art. Wie ein Feuerwerk lässt der Künstler glühend rote Lava aus dem Erdinnern aufsteigen und den tiefblauen Nachthimmel in einer farbenprächtigen Explosion illuminieren. Der breite Pinselduktus und pastose Farbauftrag über grobkörnigem Malgrund unterstreichen die substantielle Beschaffenheit der Farbe und verstärken ihre Materialität. Sie versinnbildlichen die Struktur zähfließender Lava und die urgewaltige vulkanische Energie, die die umgebenden Gesteinsmassen zum Bersten und Schmelzen bringt…
Wie im Mondenschein Gold auf Wellen liegt setzt gleich daneben unseren Erdtrabanten als hellen Lichtkreis am dunklen Firmament über dem Meer in Szene. Der Widerschein seiner Strahlkraft legt sich als leuchtend gelbes Kolorit auf die ansonsten schwarz bis blau schattierte Wasseroberfläche, mittig in einer gleißend weißen Bahn auseinander driftend.
Ähnlich wie in den vorherigen Gemälden trägt der Musiker und Künstler Matthias Böhm die Farbe in durchgängig breiten Bahnen auf, oder unterbricht diese und setzt auf der Suche nach der Struktur der Dinge und zugunsten der Dynamik einfache Formen aus viereckigen Pinselstrichen, auch vermindert farbig, wie Mosaiksteine aneinander. Das erinnert an Paul Cézanne, mit dessen Malweise er sich tatsächlich intensiv auseinander gesetzt hat. Die Leuchtkraft der (reinen) Farben bleibe dabei erhalten, das ist es, was ihn fasziniere, bekennt er…
Über die Gestaltpsychologie, die die menschliche Wahrnehmung als Fähigkeit beschreibt, Strukturen und Ordnungsprinzipien in Sinneseindrücken auszumachen, näherte er sich damals seinem Symbolismus, um Figürliches in Wolken sichtbar zu machen….Für ihn ist diese Betrachtungsweise und deren malerische Visualisierung zur Therapie geworden, um Erlebtes aufzuarbeiten…Besonders stark greife, so expliziert Matthias Böhm, der Symbolismus im Herbstgedicht von 1997. Figurative Metamorphosen wie in Fallende Blätter, das Ende beginnt (2017) lassen Gesichter, Tänzerinnen, einen Torso, eine Friedhofkerze oder seine Allegorie für Hoffnung, ein Lichtwesen, erkennen.
In der kubistisch orientierten Variante Graue Menschen trotzen Modetrends (2016) ist die linke, also emotionale Gesichtshälfte, des grauhaarigen, bärtigen Mannes mit schemenhaft skizzierten Lebensszenen von der Geburt bis zum Tod belegt. Die trostspendende, lichte Gestalt taucht wieder auf…
Und schlussendlich gibt es bei Matthias Böhm auch Ruhe-Bilder, in denen er nichts aufarbeiteten muss...
Mit dem Bild Look at the sky, dem Blick in den Himmel, von 2017 endet die Ausstellung music meets art und damit die Reise durch die malerische Welt von Matthias Böhm. Mag es auch noch so faszinierend und verheißungsvoll sein, die Welt von oben zu sehen und sich in der Ewigkeit treiben zu lassen: den Himmel gibt es auch auf Erden, inmitten ganz irdischer, vulkanischer Kräfte oder am unendlichen Wasser der Ozeane oder den Menschen, die uns am nächsten stehen, vermittelt es uns der Künstler.“ (Vernissage, 21.02.2018)
Einführung in die Ausstellung: Christa Haubelt-Schlosser M.A.
(stark gekürzt!)